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Neuigkeiten von der Jahrestagung "NATURA2000 in Hessen"

Am Donnerstag, den 22.04.2021 nahm das Team des Landschaftspflegeverbandes Waldeck Frankenberg an der digitalen NATURA2000 Tagung des Hessischen Umweltministeriums teil. Zur Erinnerung: NATURA2000 Gebiete, das sind FFH- (Flora-Fauna-Habitate) und Vogelschutzgebiete, die europaweit zum Schutz wildlebender Pflanzen- und Tierarten ausgewiesen wurden. Haselmaus, Zauneidechse und Gelber Enzian gehören ebenso in das Schutzsystem wie gefährdete Lebensräume wie Moore und Magerrasen. Die Mitgliedstaaten sind verpflichtet, den Bestand dieser Arten und Biotope durch Umsetzung von Managementplänen oder durch die Ausweisung von Naturschutzgebieten zu sichern oder zu verbessern.

Bisher wurde der Landkreis Waldeck Frankenberg durch den NATURA2000 Manager Markus Schönmüller vertreten. Bei der diesjährigen Jahrestagung wurden nun erstmals die Landschaftspflegeverbände miteinbezogen, die die NATURA2000-Maßnahmen in den einzelnen Regionen vor Ort in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft, den Naturschutzverbänden und den Kommunen umsetzen sollen.

Zentrales Thema der diesjährigen Tagung mit Vertretern aus Land, Regierungspräsidien, Naturschutzbehörden und Pflegeverbänden war das eingeleitete Vertragsverletzungsverfahren der EU gegen Deutschland. Die Vorwürfe wiegen schwer: Drei Jahrzehnte nach Inkrafttreten der Richtlinie und sieben Jahre nach Einleitung des Verfahrens wurden noch keine gebietsspezifischen Erhaltungsmaßnahmen festgelegt und umgesetzt. Auch die bisherigen Bemühungen zum Schutz von artenreichem Grünland, so genannten mageren Flachland-Mähwiesen und Bergmähwiesen, hält die Kommission für unzureichend. In der Tat hat die Bundesrepublik beim Grünlandschutz bisher hauptsächlich auf freiwillige Maßnahmen wie das Hessische Programm für Agrarumwelt- und Landschaftspflegemaßnahmen (HALM) gesetzt. Will die Bundesrepublik und das Land Hessen zukünftige Strafzahlungen vermeiden, seien nun konkrete Leitlinien wie etwa zur Düngebeschränkung, zum Zeitraum der Mahd und zur Beweidungsintensität erforderlich. Das Land Hessen möchte diesbezüglich eine sogenannte Grünlandoffensive starten, um die artenreichen und klimarelevanten Wiesen zu bewahren, wiederherzustellen und ggf. neu zu entwickeln.

Ein weiteres Thema war die Entwicklung der Landschaftspflegeverbände in Hessen. Neben den bereits zehn etablierten Verbänden, bestehen in vielen weiteren Landkreisen Gründungsabsichten. Vier Verbände wie z.B. der LPV Marburg-Biedenkopf stehen kurz vor ihrer Gründung. Das Arbeitsprogramm der einzelnen Verbände, das neben den Aufgaben in der NATURA2000-Gebietskulisse auch die Öffentlichkeitsarbeit und die kommunale Beratung beinhaltet, wird wie die Personalkosten für Mitarbeiter durch eine Hessische Förderrichtlinie finanziert. Eine Koordinierungsstelle in Reiskirchen, zusätzliche Fachstellen, Arbeitskreise und ein spezieller Fortbildungszyklus sollen die zukünftige Arbeit noch effektiver und nachhaltiger machen.

Am Ende der Veranstaltungen wurden auch Beispiele aus der Praxis wie die Auswilderung von Feldhamstern, das Bibermanagement und die Renaturierung von Moorstandorten und die Entwicklung eines Biotopverbundes für klimasensible Arten vorgestellt.

Nach der Tagung nehmen die Mitarbeiter des LPVs Waldeck Frankenberg viele Aufgaben, Eindrücke und Inhalte mit in ihren täglichen Arbeitsalltag. Um die Ziele des Landes vor Ort umzusetzen, möchte der LPV weiterhin auf einen Konsens zwischen den Paritäten Naturschutz, Landwirtschaft und Kommunen setzen und die enge Zusammenarbeit mit den Fachbehörden Umwelt und Landwirtschaft nutzen.